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Ihr Expertentipp des Monats von Katy Siems

Greifen Sie ins Gewürzregal der Sprache

Ganz ähnlich ist es mit der Sprache. Nehmen wir lediglich die Hauptzutaten (Subjekt, Verb, Objekt), haben wir ein Grundgerüst, mit dem wir uns verständigen können. Aber das ist in der Regel etwas eintönig, langweilig, fad und im schlimmsten Fall ungenau. Ein Beispiel: „Sarah hat eine neue Jacke.“ Dies ist ein Satz, der grammatisch alles beinhaltet, was nötig und richtig ist. Aber der Satz ist eintönig, fad. Er enthält keinerlei Informationen, WIE diese Jacke ist. Wir können uns keine konkrete Vorstellung von dieser Jacke machen. Wie sieht sie aus? Ist sie einfarbig oder bunt, ist sie kurz oder lang, schlicht, ausgefallen, extravagant, tailliert oder gerade geschnitten, modisch, langweilig? In einem geschriebenen Text oder auch in einem Gespräch erscheint uns so ein Satz langweilig, nicht wirklich aussagekräftig. Ein Fakt, eine Feststellung, eine Aussage, mehr nicht. Was aber, wenn dem Satz noch weitere beschreibende Informationen hinzugefügt werden: „Sarah hat eine neue Jacke. Der dunkelblaue, geschmeidige, leicht schimmernde Stoff mit den kleinen, glitzernden Applikationen auf den Ärmeln sieht umwerfend aus.“ Man könnte des noch viel weiter ausführen, aber Sie sehen bestimmt, worauf ich hinaus möchte: Adjektive. Adjektive, auch Eigenschafts- oder Beiwort genannt, sind in der Sprachwissenschaft die Wörter, die die Beschaffenheit eines konkreten Dinges oder einer abstrakten Sache beschreiben. Einfacher könnte man auch sagen, Adjektive sind das Salz in der Suppe der Sprache. Ach was, Adjektive stellen das gesamte Gewürzregal der Sprache dar! Denn nur Salz allein ist ja auch wieder langweilig. Wie bei allen Rezepten sind es die Gewürze, die dem Gericht das gewisse Etwas verleihen.

Gut abschmecken!

Unsere Sprache bietet uns so viele Möglichkeiten, dann sollten wir diese auch nutzen. Adjektive machen die Sprache um so vieles bunter und reicher. Probieren Sie es aus! Würzen Sie Ihre Aussagen und achten Sie mal auf die Reaktion ihrer Freunde, Familie oder Kollegen, wenn Sie sagen: „Gestern gab´s Spaghetti mit Tomatensoße.“ Da wird vermutlich keine große Reaktion erfolgen. Wenn Sie Ihre Aussage („Gestern gab es bei uns ein selbst gemachtes Pesto. Fruchtige Tomaten, frisches Basilikum, aromatischer Knoblauch, das leckere, kaltgepresste Olivenöl, mit scharfen Chillies und dann noch knackig angeröstete Pinienkerne! Himmlisch!“) hingegen mit entsprechenden beschreibenden und ausschmückenden Adjektiven verfeinern, läuft Ihren Zuhörern bestimmt das Wasser im Munde zusammen und wollen am liebsten gleich bei Ihnen eingeladen werden oder es selbst nachkochen.

Aber wie beim Kochen gilt auch in der Sprache: Übertreiben Sie es nicht. Schmecken Sie mit (Sprach)gefühl ab, sonst wird das Ergebnis ungenießbar ;-)

Über die Autorin

Die Bremerin Katy Siems betreibt seit 2013 den Lektoratsservice 'komma her!' in ihrer Heimatstadt. Sie bietet Korrektorat, Lektorat und Texterfassung als Dienstleistungen an. 

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